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Unterscheidungsmerkmale der Bienenspezies:

 

In diesem Artikel geht es um die Abgrenzung von Bienengattungen. Wie kann man sie erkennen? Es ist nicht Ziel alle Bienen bei ihrem lateinischen Namen zu erkennen, das wäre wohl zu komplex. Es geht vielmehr um das Einteilen in Gruppen, so dass sie Bienen in ihrer freien Wildbahn besser verstehen. Wenn Sie ihren Fokus trainieren, werden Sie weit mehr als Honigbienen in ihrem Garten identifizieren können. Doch vorher eine kurze Einleitung.

 

 

Was benötigen Bienen zum Überleben?

 

Prinzipiell sind alle Bienen auf drei Parameter angewiesen:

1)  Nahrung

2)  Wohnraum

3)  Paarungspartner

Nur die Kombination aus diesen drei Parametern im ausreichenden Verhältnis, sorgt auch bei den Bienen für die Aufrechterhaltung ihrer Spezies. Diese Abhängigkeit gilt für alle Bienen gleichermaßen.

 

Die Evolution der Bienen:

 

Bienenvölker existieren schon seit mehreren Millionen Jahren auf unserem Planeten. Dabei sind sie extrem anpassungsfähig auf diverse Änderungen im Laufe der Erdgeschichte.

Die Biene hat die längste Zeit ohne die Hilfe des Menschen überlebt. Unsere Welt ist allerdings einem starken Wandel unterzogen. Der Faktor Mensch greift massiv in die Umwelt ein. Blühende Wiesen weichen großflächigen Agrarkulturen. Nahrungsmittel und Wohnraum werden zunehmend knapper. Durch die natürliche Intelligenz der Bienenvölker, konnte bisher jede Anpassung überwunden werden und durch Ausschwärmen (Volksteilung) war der Fortbestand der Kultur fortwährend gesichert. Da die Bienen nur natürliche Feinde zu fürchten hatten und ihr Immunsystem sehr gut war, konnte diese Lebensform bisher über eine solch lange Lebensspanne existieren.

Wie kann man Bienen anhand ihrer Unterscheidungsmerkmale abgrenzen?

 

Addiert man weltweit alle Bienenspezies zusammen, kommt man auf die beträchtliche Anzahl von 30.000. Ein verschwindend kleiner Anteil dieser Artenvielfalt nehmen die Honigbienen für sich ein. Es existieren neun verschiedene Arten der Honigbiene, welche sich in weitere Unterarten aufteilen. Acht dieser neun Arten sind in Asien heimisch und eine stammt aus Europa.

Anders als bei Honigbienen sind in Europa etwa 2.500 Arten und in Deutschland knapp 600 Arten an Wildbienen bekannt. Der Artenreichtum der Wildbienen ist um ein Vielfaches größer, als ihrer honigproduzierenden Artgenossen. Vielen Menschen fehlt das Bewusstsein über die Existenz wildlebender Bienenvölker. Dabei unterscheiden sich diese Vertreter nicht nur durch ihr Äußeres von Honigbienen. Wildbienen- und Honigbienenpopulationen lassen sich anhand der folgenden Parameter unterscheiden:

 

  • Anatomie
  • Art des Nistplatzes
  • Sozialverhalten
  • Ernährungsgewohnheiten

 

Anatomische Unterschiede von Bienen:

 

Allein aufgrund der großen Vielfalt der verschiedenen Bienenvölker resultieren anatomische Unterschiede in Größe, Flügelform, Kieferwerkzeuge, innere Organe, Robustheit des Stachels, Fell und vielem mehr.

Das anatomische Grundgerüst das dreigliedrige Exoskelett ist für alle Bienen gleich. Er teilt die Bienen auf in Kopf, Brustkorb und Hinterleib. Zu anatomischen Details der Honigbiene erfahren Sie hier mehr. Durch die Evolution haben sich Laufe der Geschichte etliche Formen abgewandelt.

Die kleinste Wildbiene, die Sand-Steppenbiene kommt auf eine Länge von 4mm. Damit ist sie kleiner als ein Reiskorn und unterscheidet sich wesentlich  von den großen Wollbienen. Exemplare dieser Art erreichen Körperlängen von 3cm und werden doppelt so groß wie übliche Honigbienen. Forscher berichten über den Fund einer 4cm großen Biene, der Wallace Riesenbiene  auf einer abgelegenen indonesischen Insel. Somit wäre dieses Exemplar die größte Biene der Welt.

 

Können alle Bienen stechen?

 

Generell gehören alle Bienen den Stechimmen  an und sind mit einem Giftstachel ausgestattet. Das befähigt zumindest alle weiblichen Bienen rein physikalisch zu stechen. Viele Wildbienen können aber aufgrund der fehlenden Robustheit des Stachelapparats nicht durch menschliche Haut gelangen. Aufgrund der geringen Größe vieler Wildbienen scheint diese anatomische Voraussetzung nicht verwunderlich.

 

Wildbienen besitzen keinen Honigmagen:

 

Da Wildbienen keinen Honig produzieren benötigen sie keinen Honigmagen. Wildbienen nutzen den Nektar direkt für die Energiegewinnung oder zum Versorgen ihrer Brut.

 

Unzählige Unterschiede in Form und Gestalt:

 

Natürlich gibt es viele weitere anatomische Unterschiede zwischen Bienenarten. Der Umfang würde den Rahmen dieser Seite allerdings sprengen.

Innerhalb der Großklassen kommt es zu anatomischen Besonderheiten. Langhornbienen zeichnen sich beispielsweise durch ihre extrem verlängerten Antennenfortsätze aus. Die große Wollbiene trägt ihr dornenbewehrtes Hinterleib zur Verteidigung ihrer Futterquellen. Maskenbienen besitzen weiße oder gelbe Gesichtsmasken. Blattschneiderbienen tragen extrem starke und verlängerte Mandibeln zum Verarbeiten von Blättern und anderem Nestbaumaterial. Pelzbienen besitzen wie der Name schon sagt ein extrem dichtes Fell, weswegen sie oft mit Hummelbienen verwechselt wird.

 

Hummeln besitzen in der Regel ein dichtes gelb-schwarzes Fell um sie vor der Kälte zu schützen. Hummeln sind mit 8-21mm im Schnitt etwas größer als Honigbienen mit 11-13mm. Durch das Fell wirken sie nochmals größer im Vergleich und sehr erhaben durch ihren ruhigen Flug.

 

Diese Beispiele verdeutlichen die enorme Vielfalt in der Welt der Bienen. Es gibt wesentlich mehr anatomische Unterschiede zwischen Bienenarten zu entdecken. Meist entwickeln sich diese Merkmale evolutionsbedingt um sich an den natürlichen Wohnraum anzupassen. Weitere Merkmale wie spezielle Farbmuster, angepasste Augengeometrie, abweichende Körperstrukturen, Verteidigungsmechanismen und vieles mehr lassen sich beobachten. Im Grund ähneln sich alle Bienen in ihrer Geschäftigkeit in der Bestäubungsarbeit und ihren direkten Nutzen für das Ökosystem.

 

Die Wahl des Nistplatzes

 

Bei der Wahl des Nistplatzes schauen wir im ersten Blick auf die Honigbienen und anschließend auf die Wildbienen.

 

Die Behausungen von Honigbienen früher und heute:

 

Früher lebten Honigbienen in hohlen Baumstämmen, die ihnen Schutz vor der Witterung boten. Zusätzlich dienten große Äste oder andere leer stehende Hohlräume als natürlicher Wohnraum. 

In der heutigen Zeit finden sich kaum noch wildlebende Honigbienenvölker. Honigbienen leben in einer Zweckgemeinschaft mit dem Menschen. Imker, die sich auf die Bienenzucht und Honigernte spezialisiert haben, stellen Unterkünfte für Honigbienen auf. Die Imker profitieren durch das Abzweigen eines Teils des Honig und die Bienen durch die witterungsbeständige Behausung.

Der Aufbau der gestellten Bienenbehausungen folgt meist einem einfachen Schema. Sie enthalten abgetrennte Kisten für den Brutbereich und den Honigspeicher. Innerhalb dieser Kisten befinden sich einsetzbare Holzrahmen. Diese werden von den Bienen genutzt um die Wabenstruktur anzulegen. Am unteren Ende befindet sich das Flugloch zum Ausschwärmen der Honigbienen. Am oberen Ende ist ein abnehmbarer Deckel, welcher zur Honigentnahme genutzt werden kann.

Mehr Details zum Wohnraum von Honigbienen, entnehmen Sie dem Artikel „Wo leben Honigbienen?„.

 

 

Die Nistplatzwahl von Wildbienen:

 

Wildbienen leben im Gegensatz zu Honigbienen in den meisten Fällen als Einzelgänger und stellen je nach Gattung unterschiedliche Ansprüche an ihren Nistplatz.

Fast 70% aller Wildbienenpopulationen nisten im Erdreich auf trockenen und sonnig gelegenen Flächen.

 

Biene

 

Andere Wildbienen bevorzugen totes morsches Holz, steile Steinwände, Mauern, Pflanzenstängel, Felsspalten und andere Unterkünfte die ein Dach bieten können.

Einige Völker graben eigene Niströhren, während andere fremde Nistplätze nutzen um ihre Brut dort einzuschleusen, siehe parasitäre Bienen.

Der Vielfalt des Nistplatzbaus ist in der Welt der Wildbienen keinen Grenzen unterzogen. Ein Merkmal haben allerdings die meisten wilden Bienenarten gemeinsam. Ihr Brutplatz befindet sich in unmittelbarer Nähe zu einer adäquaten Futterquelle.

Es konnte nachgewiesen werden, dass Futter- und Nistplatz maximal 500 Meter voneinander entfernt liegen. Somit sparen sich die alleinlebenden und alleinerziehenden Wildbienen viel Energie, die sie für die Aufzucht ihrer Brut brauchen.

 

Die Bedrohung für Wildbienen durch Nistplatzmangel:

 

Die Verfügbarkeit an Nistplätzen wird von zahlreichen Umwelt- und Wetterbedingungen beeinflusst. Der Klimawandel bringt Dürrezeiten, starke Regenfälle und Verschiebungen der Jahreszeiten mit sich. Durch den Mensch wird ein fortschreitender Wegfall von Waldregionen durch Agrar- und Landwirtschaft vorangetrieben.

Diese Faktoren machen es Wildbienen schwer einen geeigneten Nistplatz zu finden um ihre Brut aufzuziehen. Das empfindliche Gleichgewicht, in dem alle Arten koexistieren müssen verschiebt sich zunehmend zu Ungunsten der Bienen.

Das Bewusstsein des Menschen ist daher gefragt, nicht zu stark in das bestehende Gleichgewicht einzugreifen. Die Auswirkungen des menschlichen Verhaltens durch den modernen Lebensstil könnten weitreichend sein und das bestehende Ökosysteme ernsthaft gefährden. Das Leiden der Bienen ist nur eines von Vielen, welches sich durch großflächiges Bienensterben abgezeichnet hat.

 

Das Sozialverhalten der Bienen:

 

Das soziale Verhalten von verschiedenen Bienenvölkern weicht stark voneinander ab. Es beschreibt die Lebensweise und Organisation der Bienen untereinander. Sind sie Einzelgänger oder Teil einer komplexen Organisation? Im Allgemeinen kann nestbauende und parasitär lebende Bienen unterscheiden. Innerhalb der nestbauenden Gattungen

Soziale Bienen als Unterart der nestbauenden Bienen sind Teil eines großen Bienenvolks und spezialisieren sich auf Aufgabenteilung. Am Beispiel der Honigbiene können viele Bienenberufe ausfindig gemacht werden, die eine Biene im Laufe ihres Lebens durchläuft.

 

Die meisten nestbauenden Bienenarten sind allerdings Einzelgänger. Sie erledigen alle Tätigkeiten von Nahrungsbeschaffung, Nestbau, und Brutpflege in Eigenleistung. Innerhalb dieser Spezies unterscheidet man zwischen solitären und kommunalen Bienen.

 

Parasitär lebende Bienen nutzen fremde Nester und bauen keine Eigenen. Bienen dieser Art, laden ihre Eier in fremden Bienennestern ein und lassen die anderen die Brutpflege für sie übernehmen. Daher stammt auch der Name, abgeleitet vom Parasiten, welche Wirtstiere für ihr Überleben ausnutzen. Ein gleichartiger Vertreter aus dem Vogelreich, welcher fremde Nester zur Eiablage nutzt ist der Kuckuck.

Jeder dieser drei Gruppen hat weitere Unterteilungen, auf die wir im Beitrag „Sozialverhalten“ detailliert eingehen möchten.

 

Die Ernährungsgewohnheiten:

 

Unter allen Bienenarten gibt es auf Nahrung spezialisierte Bienen und Nahrungsgeneralisten, die sich von allen Blüten ernähren können.

 

Die polylektischen Bienen

 

Zu diesen Vertretern zählt die Honigbiene. Honigbienen sind nicht wählerisch und fliegen alle Blüten an, die ihnen Pollen und Nektar bereitstellen. Diese Ernährungsgewohnheit wird auch als polylektisch bezeichnet. Polylektische Wildbienen haben die größten Überlebenschancen, da sie in der ohnehin knappen Nahrungsauswahl keine spezielle Blütenwahl treffen. Langrüsselige Bienen verteilen sich meist auf lang gezogene Blüten, während kurzrüsselige Wildbienen gut erreichbare Blüten anfliegen. Polylektische Bienen mit einer geringen Rüssellänge werden nur durch die Geometrie der Blütenform eingeschränkt. In gewisser Hinsicht gibt es einen Konkurrenzkampf um Blüten von Honig- und Wildbienen. Meist schneiden Wildbienen hier deutlich schlechter ab, da Honigbienen aufgrund ihrer auftretenden Mengenanzahl dominieren.

 

Die oligolektischen Bienen

 

Im Gegensatz zu den polylektischen Bienen stehen die oligolektischen Bienen. Diese ernähren sich ausschließlich vom Pollen einer Blütenpflanzen-Gattung. Somit existiert eine Symbiose von Pflanze, welche den Nekar und Pollen liefert und dem Insekt, dass der Pflanze die Fortpflanzung ermöglicht.

Diese spezialisierten Wildbienen sind deutlich mehr bedroht, denn sie leiden unter starker Nahrungskonkurrenz durch polylektische Bienen. Ein Bienenvolk in Nähe der Lieblingsspeise der oligolektischen Bienen nimmt keine Rücksicht auf die enge Nahrungsauswahl ihrer Artgenossen. Im Tierreich gilt prinzipiell, das Gesetz des Stärkeren oder des Ersten.

Hinzu kommt die schwindende Anzahl natürlicher Weide- und Wiesenflächen. Es ist nicht verwunderlich, dass der größte Teil der bedrohten Bienenarten ein oligolektisches Ernährungsverhalten an den Tag legen.