Skip to main content

Das Sozialverhalten der Bienen:

 

Egal ob Wild- oder Honigbiene, Bienen aller Art können sich in ihrer Lebensweise stark ähneln oder unterscheiden. Das Verhalten von Bienen innerhalb einer Großklasse kann stark voneinander abweichen. Grob gesagt unterscheidet man zwei wesentliche Charakterzüge und teilt diese in Untergruppen ein. Nest bauende Bienen und parasitär lebenden Bienenvölker könnten in ihrem Sozialverhalten nicht unterschiedlicher sein. Bei genauer Betrachtung lassen sich in beiden Klassen weitere Unterkategorien beobachten.

 

Die Unterteilung nestbauender Bienen werden nachfolgend beschrieben:

 

 

Die Einteilung der nestbauenden Bienenvölker:

 

Eusoziale Bienen:

 

Eusozialismus beschreibt hierbei, die höchste Form des Sozialverhaltens bei Tieren wie Bienen, Ameisen und Termiten. Der Begriff wurde erschaffen um abweichende soziale Verhalten bei Tieren abzugrenzen. Dabei bezeichnet die Eusozialität die am stärksten ausgeprägte soziale Lebensweise von Tieren. Eusoziale Verhaltensmerkmale sind beispielsweise:

 

  • Gemeinsame Nahrungsbeschaffung und –verteilung
  • Hohe Arbeitsteilung von verschiedenen Gruppen eines Volkes
  • Kollektive Brutpflege
  • Mehrere Generationen existieren in einem Volk

 

Sozialverhalten Bienen

 

Die Staatenbildung als Merkmal eusozialer Bienen:

 

Diese Verhaltensmerkmale werden bei der Honigbiene beobachtet. Diese Sozialform beschreibt im Allgemeinen staatenbildende Bienensorten.

Weitere Merkmale sind, die Anwesenheit einer Königin ohne die Anwesenheit des Volkes nicht überlebensfähig wäre. Diese ist auf die Eiablage spezialisiert, so dass sie ohne Zutun ihres Volkes verhungern würde.

Die hohe Arbeitsteilung lässt sich besonders bei Honigbienen beobachten, da diese das Überleben des Staates als höchste Priorität ansehen. Durch die Verteidigung des Staates durch einen Stich, ist der sichere Tod für die Biene vorprogrammiert. Das einzelne Leben wird für das Überleben des Kollektivs geopfert.

 

Sozialverhalten Bienen

 

Am besten lässt sich diese komplexe Organisationsstruktur mit dem menschlichen Körper vergleichen.  Jede Biene, kann sinnbildlich für eine Körperzelle stehen, die ihre Funktion im Superorganismus einnimmt. Stirbt eine Biene ab, kann der Organismus weiter bestehen. Stirbt eine Großzahl an Bienen, können bestimmte Aufgaben nicht mehr oder nur eingeschränkt ausgeführt werden und der Fortbestand des Volkes ist gefährdet. Der hohe Grad der Spezialisierung einzelner Honigbienen, ruft den Begriff von Bienenberufen auf. Innerhalb eines Honigbienenvolks gibt es zahlreich geschaffene Bienenberufe. Honigbienen durchlaufen im Laufe ihres Lebens mehrere Stationen. Mehr Informationen zu den Bienenberufen erhalten sie hier, unter dem Kapitel „Die Berufsstruktur einer weiblichen Arbeiterbien“.

Heute leben Honigbienen in einer engen symbiose mit Imkern. Beide Parteien profitieren von der Zweckgemeinschaft. Imker stellen den Bienen eine trockene Behausung, während die Honigbienen ein Teil ihres Honigs opfern. Honigbienen in dieser lebenden Beziehung werden als domestizierte Bienenvölker bezeichnet.

 

Semisoziale Bienen:

 

Semisoziale Bienen leben ebenfalls in einer sozialen Gemeinschaft, allerdings ist das Sozialverhalten nicht so stark ausgeprägt wie bei eusozialen Gattungen. Das Organisationsniveau ist nicht so stark ausgeprägt , wie das der eusozialen Bienen. Vertreter dieser Sozialform leben in einem Kastensystem, bestehend aus einer oder mehreren Königinnen und unfruchtbaren Arbeiterinnen, welche alle sonstigen Arbeiten verrichten. Im Vergleich zu den eusozialen Honigbienen, sind die Nester und die Kolonie wesentlich kleiner. Die eierlegende Königin und die weiblichen Arbeiterbienen haben ihre Selbstständigkeit abgelegt und führen spezialisierte Aufgaben durch. Hummelgattungen und Furchenbienen sind typische Vertreter diese Lebensweise.

 

Sozialverhalten Bienen

 

Kommunalen Bienen:

 

Das Hauptmerkmal einer kommunal lebenden Sozialform ist, das Zusammenleben mehrerer weiblicher Bienen einer Generation in einer Wohnung. Meist handelt es sich sogar um Geschwister, die in gemeinsamer Arbeit ein Nest errichten.

In der Regel haben diese Nester einen gemeinsamen Eingang. Kommunal nistende Bienen legen ein Ei je Brutzelle ab und versorgen ihre Brutzelle in Eigenleistung. Meist bleibt auf diese Weise eine Biene zurück, welche über das Nest wacht. Die bessere Verteidigungsmöglichkeit gegen feindliche Nesträuber ist womöglich einer der größten Vorteile einer kommunalen Lebensweise.

Kommunale und solitäre Bienen (siehe unten) verlaufen nicht selten gleiche Stadien. Typische Vertreter der kommunalen Nistweise sind verschiedene Sandbienen-und Blattschneiderbienenarten.

 

Sozialverhalten Bienen

Graue Sandbiene bei der Bestäubungsarbeit

 

Solitäre Bienen:

 

Die Lebensweise solitärer Bienen ist grundverschieden zu sozial lebenden Bienenvölkern. Etwa 95% aller Wildbienen besitzen solitäre Verhaltensmuster.

Dies macht sie zu Einzelgängern. Dies bedeutet, dass weibliche Bienen alle Aufgaben in Eigenleistung erledigen müssen. Vom Nestbau und -pflege, über Brutpflege, der Nahrungsbeschaffung und der Verteidigung der Brut.

 

Das geschäftige Leben solitärer Bienen:

 

Somit weisen sie auch viele Parallelen zu kommunal lebenden Bienen auf, mit dem gravierenden Unterschied, dass sie ihre Nester in Eigenarbeit errichten ohne die Hilfe weiterer Bienen. Spezialisierung ist bei solitär lebenden Bienen somit Fehlanzeige. Zum Überleben müssen sie alle genannten Aufgaben gleichzeitig verrichten. Daher ist es nicht überraschend, dass solitäre Bienen eine begrenzte Lebenserwartung von vier bis sechs Wochen haben. Dafür ist ihr Leben umso geschäftiger, denn die allumfassenden Arbeiten lassen ihnen gefühlt keine Ruhezeiten.

Für den Bau eines Nistplatzes benötigen diese Bienen etwa einen Arbeitstag. Die Fortpflanzungsrate dieser Art ist im Vergleich zu andere Bienen geringer und je nach Art auf 20 bis 40 an der Zahl begrenzt.

 

Solitäre Arbeitsbienen verpflichten ihr kurzes Leben fast auschließlich der Aufzucht von neuen Jungbienen. Die meist in hohlen Räumen abgelegten Eier, wird ein Pollen-Nektar-Gemisch zugesetzt und die Brutzelle verschlossen. Der Nachwuchs erfährt kaum aktive Brutpflege und lernt ihre Mutter in der Regel niemals kennen. Nach dem Verzehr des Futterpakets spinnt die Larve einen Kokon, indem die Jungtiere zu einer ausgewachsenen Biene heranwachsen.

Dennoch findet man in der Natur Ansammlungen solitärer Nistplätze, die trotz des Einzelgänger-Status auf eine Gemeinschaft schließen lassen. Bei diesem Zusammentreffen handelt es sich lediglich um zufällige Ansammlungen aufgrund günstiger Umweltfaktoren. Eine gute Nahrungsversorgung oder günstige Nistbedingungen sind Beispiele, welche ein solches Phänomen begünstigen. Im Fachjargon wird bei diesen Ansammlungen auch von Scheingesellschaften gesprochen, da jedes Individuum sich selbst dient.

 

Parasitische Bienenarten:

 

Die parasitische Lebensweise unterscheidet sich grundsätzlich von den sozial lebenden Bienen. Während soziale Bienenvölker sich gegenseitig unterstützen, nutzen und profitieren parasitisch lebende Bienen Ressourcen anderer. Diese Bienenkategorie wird im Volksmund auch als Schmarotzerbienen oder Kuckucksbienen bezeichnet. Da diese Lebensform so unwirklich scheint ist es umso überraschender, dass etwa 25 % aller Bienengattungen sich parasitisch fortpflanzen.

Die Gruppe der Brutparasiten:

 

Diese Bienenart ist dafür bekannt, dass sie ihre Eier in Neste anderer Insekten (Wirtsinsekten) ablegen. Getreu dem Kuckuck, der als bekanntester Vertreter dieser Brutpflege hervorgeht. Brutparasiten kontrollieren die Nestvorbereitungen des Wirts und schlagen im richtigen Moment zu.

Im Endstadium des Nestbaus wird das Ei bei Abwesenheit des Wirtinsekts in eine fertige Brutzelle gelegt. Durch dieses Vorgehen ersparen sich diese Bienengattungen eine der intensivsten Arbeitsschritte, die Brutpflege. Die Brutpflege und –aufzucht wird vollständig von einer anderen Spezies übernommen.

Die rechtmäßige Larve wird von der Kuckuckslarve getötet, so dass der Proviant für die Entwicklung der parasitischen Larve ausreicht. Nach der Verpuppung schlüpft die Kuckuckslarve mit den anderen Wirtslarven. Ein von Brutparasiten befallenes Bienenvolk wird nicht ausgerottet, kann aber je nach Grad des parasitären Befalls in seinem Wachstum stark eingeschränkt werden. Die Brutparasiten sind auf die Anwesenheit der Wirtsvölker angewiesen, denn ohne Wirt können sich auch die Brutparasiten nicht fortpflanzen.

 

Die Gruppe der Sozialparasiten:

 

Diese Art der parasitisch lebenden Bienen nistet sich in fremde Nester ein und vernichtet die komplette Brut des Wirts. Die eigene Brut wird somit durch die Wirtsbrut ausgetauscht. Diese Lebensweise ist unter Hummelarten verbreitet, welche daher den Namen Kuckuckshummeln tragen. Beim Eindringen von Sozialparasiten in ein fremdes Nest gibt es zwei mögliche Szenarien.

Der Sozialparasit wird durch die Gegenwehr des Wirts getötet oder vertrieben. Im besten Fall treffen die parasitischen Bienen auf ein leeres Nest oder überleben den Angriff des Wirtinsekts. In letzteren Fall frisst der Sozialparasit die fremde Brut auf und legt in die vorhandenen Brutzellen eigene Eier ab.

Nach der kurzen Entwicklungszeit haben sich ausschließlich fruchtbare Weibchen und Drohnen entwickelt, die von Arbeiterinnen des sozialen Wirtvolks verpflegt und großgezogen werden. Im Fall der Kuckucksbiene Psithyrus Bombusunterscheiden sich die parasitisch lebenden Hummeln kaum von den sozialen Gattungen. Erst der genauere Blick zeigt feine anatomische Unterschiede. 

Untersuchen haben ergeben, dass Kuckuckshummeln stärker und robuster sind. Sie verfügen über ein dickeres Exoskelett, größere Kieferplatten und kräftigere Stachel. Auch der Flug dieser Exemplare wirkt beeindruckend erhaben, durch ein dunkles Summen und eine langsamere Fortbewegung. Allgemein sind Sozialparasiten auf der Suche nach Wirtsspezies, die ihnen in Erscheinung und Verhalten ähneln.

 

Fazit: Das Sozialverhalten als Unterscheidungsmerkmal von Bienen

 

In alle vorgestellten Sozialformen können mehr oder weniger alle  30.000 Bienenarten auf dieser Welt eingruppiert werden. Natürlich gibt es viele Arten, die sich in Grauzonen bewegen.

Es ist möglich weitere Unterteilungen zu treffen. Allerdings sind wir der Meinung Themen möglichst unkompliziert zu vermitteln, daher sparen wir uns weitere Modelle. Die wichtigsten Sozialformen sind beschrieben und lassen eine hinreichend genaue Einteilung der Sozialverhalten von Bienen zu.

Im direkten Vergleich hat das Sozialverhalten der Bienen, großen Einfluss auf das Verhalten mit Artgenossen, Nahrungs- und Nistgewohnheiten, Arbeitsverhalten und andere Charaktereigenschaften einer Biene. Einige Gattungen, darunter die solitären Bienen erzeugen nur wenige Nachkommen und haben daher deutlich geringere Fortpflanzungsraten, wie soziale staatenbildende Bienen.

Eine starke Abhängigkeit zeigen auch die parasitisch lebenden Bienenvölker, denn diese sind auf ihre Wirtsvölker angewiesen. Eine geringe Population an Wirtsbienen, bedeutet gleichhin nur geringe Überlebenschancen für Kuckucksbienenvölker. Diese enge Beziehung macht es diesen Wildbienen schwer in der heutigen Zeit zu überleben. Bienen dieser Art deren Überleben von mehreren Bedingungen abhängig ist, haben schlechte bis mäßige Überlebenschancen. Durch die Zweckgemeinschaft der Honigbienen mit dem Menschen, scheint das Überleben dieser Gattungen erstmal gesichert. Wenn wir vom Bienensterben reden ist es wichtig, die Wildbienen nicht außer Acht zu lassen. Wie Sie aktiv helfen das Überleben dieser Bienen zu schützen erfahren sie auf diesen Seiten.