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Die Insektengiftallergie

 

 

Was ist eine Insektengiftallergie?

 

Eine Insektengiftallergie ist eine allergische Reaktion auf das Giftsekret von bestimmten Insektengruppen, wie Honigbienen, Hummeln, Wespen und Hornissen.

In Deutschland haben etwa 3% der Gesamtbevölkerung eine Insektengiftallergie. Jeder Vierte weist gesteigerte Schwellungsreaktionen im Fall eines Stiches auf. Von einer Insektengiftallergie wird erst gesprochen wenn sich nicht nur lokale Symptome an der Einstichstelle zeigen, sondern das ganze Herz-Kreislauf-System gestört wird.

Die allergische Reaktion kann sich jedoch nach einem ersten Kontakt mit Insektengift schleichend entwickeln. Der Verlauf kann von Stich zu Stich stärker werden, da sich das im Blut befindliche Gift, den Organismus sensibilisiert. Das Immunsystem produziert Antikörper gegen die Allergene und fängt sie ab. Eine Kaskade von Immunabwehr-Reaktionen wird in Gang gesetzt, die sich unter Umständen nicht mehr regulieren lassen. Die allergische Reaktion wird mit dem Blutkreislauf von der Einstichstelle auf den gesamten Organismus übertragen.

Das Gift der artspezifischen Insekten wird unter die Haut injiziert und löst im Körper Immunabwehrreaktionen aus. Die Insektengiftallergie wird unter die Klasse der Typ-1 allergischer Reaktionen eingestuft. Bei diesem Reaktionstyp sind die sogenannten IgE-Antikörper beteiligt und es treten unmittelbar Symptome auf. Dieser Typ Antikörper benötigt der Körper für seine Abwehrreaktion. Heuschnupfen, als Teil der Nahrungsmittelallergie und allergisches Asthma gehören ebenfalls zum Allergietyp-1.

 

 

Was passiert im menschlichen Körper bei einer allergischen Reaktion? 

 

Im Prinzip laufen ähnlich Vorgänge ab, wie bei einer normalen Immunabwehr. Das Immunsystem macht potentielle Gefahren aus und verursacht sie durch Aktivierung von Abwehrreaktionen zu eliminieren. Im Detail werden folgende Reaktionen bei einer Insektengiftallergie beobachtet:

 

Treffen Allergene auf Haut oder Schleimhäute, wie im Atem- und Darmbereich, werden Eiweißstrukturen gelöst. Diese als Peptide bekannten Verbindungen sind in der Lage durch die Hautbarriere zu gelangen, bis zu den Mastzellen im Unterhautgewebe.

Jetzt kommen die IgE-Antikörper ins Spiel. An der Oberfläche der Mastzellen werden die IgE-Antikörper gebunden. Die Peptide können spezifisch an die IgE-Antikörper andocken. Diese Bindung ist das chemische Signal zur Freisetzung mehrerer Botenstoffe wie Histamin, welche sich in den Mastzellen befinden. Die Entzündungsbotenstoffe bewirken ein Anschwellen der Haut im betroffenen Bereich. Dies kann dicke Hautschwellungen, Sekretbildung oder Juckreiz auslösen. Besonders das Anschwellen von Schleimhäuten im engen Atemwegsbereich, kann massive Probleme mit sich bringen.

 

 

Insektengiftallergie

 

Warum bildet nicht jeder Mensch Allergien aus?

 

Forscher gehen davon aus, dass Allergiker einen hohen Überschuss an IgE-Antikörpern besitzen. Normalerweise besitzt der menschliche Körper eine sehr geringe Konzentration dieser Antikörper im Blut. In Folge der erhöhten Konzentration, können mehr Antikörper an der Oberfläche von Mastzellen binden. Mehr Allergene können durch die erhöhte Antikörperkonzentration binden.

Dies hat zur Folge, dass mehr Histamin und andere Entzündungsbotenstoffe freigesetzt werden können. Eine Überreaktion des Körpers kommt in Gang, die wir als Allergie bezeichnen.

Warum die Konzentrationen der IgE-Antikörper von Mensch zu Mensch stark schwanken können, ist noch nicht komplett erforscht worden.

 

 

Die Allergene im Insektengift:

 

Die Zusammensetzung des Insektengifts variiert von Art zu Art. Daher sind die Allergene auch artenspezifisch. Der Bandbreite verschiedener Insektengifte ist somit sehr vielfältig. Die Allergene von Bienen- und Wespengift haben wir Ihnen unten aufgeführt:

 

  • Bienengift: Melittin, Phospholidase A, Hyaluronidase. Summe: 13 bisher bekannte Allergene (Hummeln haben ein ähnliches Giftspektrum)

 

  • Wespengift: Phospholidase B, Phospholidase A, Hyaluronidase (Hornissen haben ein ähnliches Giftspektrum)

 

Da sich Bienen und Wespengifte in ihrem Spektrum überlappen, können viele Allergiker nicht unterscheiden welches Insekt die allergische Reaktion ausgelöst hat.

 

Schweregrad der allergischen Reaktion:

 

Die körperlichen Symptome einer Insektengiftallergie werden auch als anaphylaktische Reaktion bezeichnet. Die systemischen Symptome auf das Herz-Kreislauf-System können eine potentiell lebensbedrohliche Situation darstellen. Das deutsche Bundesamt erhebt eine Statistik, in der jährlich 20 Todesfälle auf Kosten schwerer allergischer Reaktionen durch Bienen- und Wespenstiche gehen. Besonders Wespen sind für den Menschen sehr gefährlich, da sie vom süßen Essen angezogen werden. Im Gegensatz zu Bienen sind Wespen auf Zucker angewiesen.

 

Anaphylaktische Reaktionen lassen sich je nach Schweregrad in verschiedene Stufen einteilen:

 

  1. Schwellungen treten unabhängig von der Einstichstelle auf (Gesicht insbesondere Augenlider), starke Rötung von Hautpartien, Nesselsucht, Juckreiz
  2. Erste Herz-Kreislauf-Probleme treten auf, wie erhöhter Puls (Tachykardie), niedriger Blutdruck, Magen-Darm-Beschwerden mit Übelkeitsanfällen
  3. Anaphylaktische Schocksymptome, schwere Atemnot, Bewusstseinsverluste
  4. Kreislaufstillstand und Atemstillstand: In diesem Zustand muss sofortige Hilfsmaßnahmen erfolgen

 

Die Diagnose einer Insektengiftallergie:

 

Ziel der Diagnostik ist es, den jeweiligen Schweregrad (Stufe I – IV) der Allergie und das krankheitsursächliche Insekt zu identifizieren. Es gibt drei wesentliche Pfeiler, auf die sich die Diagnostik aufbaut.

 

  • Anamnese: Befragung des Betroffenen durch Fachpersonal zum Erhalt wichtiger Informationen über den Krankheitsverlauf

 

  • Hauttests: Meist in Form eines sogenannten Prick-Tests. Hierfür werden auf die Haut des Patienten Tropfen verschiedener Allergene aufgebracht. Der Test erfolgt meist an der Innenseite des Unterarms. Nach Auftragen der Allergene wird die Haut angepiekst, so dass die Allergene in den Organismus gelangen. Sensibilisierende Stoffe zeichnen sich durch eine Rötung der Haut aus. Der Patient kann einen Juckreiz empfinden. Der Pricktest bietet viele Vorteile. Er liefert schnelle Befunde und ist für den potentiellen Allergiker nicht sehr schmerzhaft. Es entstehen höchstens unangenehme Juckreize.

 

Insektengiftallergie Prick-Test

Immunologe führt einen Haut-Prick-Allergietest an einer Frau Arm durch

 

  • Blutbildbestimmung auf die IgE-Antikörper: Diese Untersuchung ist sehr spezifisch und identifiziert die Antikörper, welche auf das Insektengift reagieren. Mit der spezifischen Antikörperbestimmung kann auf bestimmte Insekten zurück geschlossen werden. Allerdings hat auch diese Methode ihre Grenzen, da Insektengifte in ihrer Zusammensetzung zu ähnlich sind.

 

Eine gezielte Diagnose kann gestellt werden, wenn die Aussagen des Patienten aus der Anamnese mit den Ergebnissen der Blutwerte übereinstimmen. Wurde beispielsweise eine Honigbiene als mutmaßliches Insekt ausgemacht, kann der Patient zu einer spezifische Immuntherapie übergehen. Eine zielgerichtete Therapie hat zur Folge, dass der Patient in Zukunft Insektenstiche ohne über lebensbedrohliche Folgen übersteht.

 

Die spezifische Immuntherapie:

 

Lebensbedrohliche allergische Reaktionen dieser Art erfordern eine Behandlung unter ärztlicher Aufsicht mit entsprechenden Medikamenten, wie Antihistaminika, Adrenalin und Kortikoide. Ab Stufe III, in der es zu Bewusstseinsstörungen und schwerer Atemnot kommen kann ist umgehend ein Notarzt zu kontaktieren. Die Anaphylaxie kann schnell voran schreiten und Betroffene ernsthaft bedrohen.

 

Das Notfallset für über lebensbedrohliche Situationen:

 

Derartige Risikopatienten sollten immer ein Notfallset mit sich tragen. Dieses Set dient zur Selbsthilfe im Notfall und enthält folgende Medikamente:

 

  • Autoinjektor zur Verabreichung von Adrenalin
  • Schnellwirkendes Antihistaminikum (Cetirizin, Fexofenadin, Levocetirizin)
  • Entzündungshemmende und schmerzlindernde Glukokortikoid (oral, als Creme oder als Zäpfchen für Kleinkinder)
  • Bei Patienten mit Asthma ein schnell wirkendes ß2-Sympathomimetikum zur Erweiterung der Atemwege

 

Insektengiftallergie

 

Die Behandlung von Betroffenen der Insektengiftallergie:

 

Durch eine Veränderung des Verhalten, kann der Kontakt mit stechenden Insekten ausschließlich vermindert werden. Dazu zählt das Unterlassen aggressiver Bewegungen oder Essen von süßen Speisen an der frischen Luft. Da der Patient es nicht schaffen wird, ohne Einschränkung der Lebensqualität Insekten komplett zu meiden, muss eine langfristige Lösung gefunden werden.

Diese wird in Form einer Hyposensibilisierung angeboten, welche mit hoher Wahrscheinlichkeit die auftretende Symptomatik lindern oder ganz ausmerzt.

Die Hyposensibilisierung:

 

Die Hyposensibilisierung wird auch als „Spezifische Immuntherapie (SIT)“ bezeichnet und wird bei allergischen Reaktionen des Typ-1 eingesetzt. Die Immuntherapie findet eine Ansprechrate von mehr als 90% der Patienten, welche vom Resultat profitierten.

In dieser Therapiemethode werden dem Körper über einen längeren Zeitraum die zielgerichteten Allergene verabreicht um die IgE-Antikörper Reaktionsbereitschaft des Immunsystems zu prüfen. Die Therapie wird meist über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren durchgeführt. Besonders gefährdete Allergiker sollten über eine Schnell-Hyposensibilisierung nachdenken, welche eine Behandlungsdauer von wenigen Wochen vorsieht.

 

Dem Körper wird in den genannten Zeiträumen mit permanent ansteigenden Konzentrationen des Allergens, hier Insektengift,  konfrontiert um eine Desensibilisierung zu erzielen. Die Verabreichung des Insektengifts geschieht per Injektion unter die Haut oder durch Auflösen im Mund.

 

Ganz unfreiwillig erlangen Imker durch eine höhere Stichrate eine natürliche Hyposensibilisierung. Durch den regelmäßigen Kontakt mit Insektengift, entwickelt der Körper eine spezifische Toleranz. Doch selbst hier ist eine allergische Reaktion nicht komplett auszuschließen.

 

Die Therapie wird als erfolgreich angesehen, wenn der Patient bei Verabreichung natürlicher Insektengiftgaben nicht in lebensbedrohliche Situationen gelangt.