Die Welt der Hummeln:
Allgemeines zur Hummel:
Hummelbienen gehören zu den Wildbienen und bilden eine eigene Unterklasse dar. werden gerne als die „Bienen im Pelz“ bezeichnet. Aufgrund ihrer engen Verwandtschaft zu Honigbienen haben sie einen ähnlichen anatomischen Aufbau. Die Besonderheit an Hummeln ist ihre Größe gegenüber anderen Bienen. Im direkten Vergleich sind sie kräftiger. Dieses Erscheinungsbild wird durch ihr dichtes Fell verstärkt.
Meist weisen sie eine Schwarz, gelb-weiße oder schwarz, gelb-rote Färbung auf. Die meisten Hummelarten führen ein soziales Leben und bilden Staaten in denen sie meist mit einigen Hundert Individuen leben.
Unterschiede und Gemeinsamkeiten zur Honigbiene:
Anpassung der Hummel an raue Klimabedingungen:
Die starke Behaarung der Hummel erfüllt einen wichtigen Zweck. Denn Hummeln gehören zu den Schlechtwetterbestäubern. Sie führen ihre Bestäubungsarbeit bei schlechtem Wetter durch und sind die ersten Hautflügler im frühen Jahr, welche Ausschwärmen, um Samenpflanzen anzufliegen.
Bestimmte Hummelarten fühlen sich im Gegensatz zu Bienen auch im Hochgebirge wohl. Befunde haben ergeben, dass diese Hummelarten in Höhen von etwa 6000 Metern leben. Dort herrschende Klimabedingungen sind sehr rau und nächtlicher Frost ist auch im Frühling keine Seltenheit. Das Fell der Hummel dient besonders unter diesen Bedingungen als Schutz vor der klirrenden Kälte.
Ein zusätzlicher Schutzmechanismus der Hummel ist in ihrem Blut versteckt. Das Hummelblut ist mit Glykol angereichert, welches als natürliches Frostschutzmittel fungiert. Da die Jungköniginnen in eine Art Schlafzustand verfallen mit Anbruch des Winters, ist diese Eigenschaft lebensnotwendig. Diese Winterpause haben Hummeln mit den Wespen gemeinsam. Junge Wespenköniginnen suchen sich ebenfalls ein Versteck und fahren ihren Kreislauf herunter. In dieser Phase, auch als Diapause bezeichnet, haben die Insekten die höchsten Überlebenschancen.
Weitere anatomische Besonderheiten:
Weitere anatomische Unterschiede zur Honigbiene liegen im Stechapparat verborgen. Alle Stechimmen, wie Honigbienen, Wildbienen, Hummeln und Wespen besitzen einen Stachel mit Widerhaken.
Mit Ausnahme der Honigbiene, können die restlichen Arten den Stachel aus der Haut von Säugetieren wieder herausziehen. Diese Arten, darunter auch die Hummel besitzt die Fähigkeit öfter zuzustechen. Honigbienen reißen sich beim Stich ihre Giftblase heraus und sterben an den Folgen. Die Fähigkeit mehrfach zu stechen liegt nicht wie häufig angenommen an den mit Widerhaken besetzten Stachel. Entscheidend ist der Aufbau der Muskulatur rund um den Stachelapparat. Hummelbienen besitzen eine starke Muskulatur, die es ihnen erlaubt bei Bedrohung mehrmals zu stechen.
Hummelstiche sind daher aber auch weniger schmerzhaft als Bienenstiche, da nicht kontinuierlich weiter Gift injiziert wird. Es hält sich der Mythos, dass Hummeln gar nicht stechen können. Das liegt daran, dass Hummeln sehr friedliebende Insekten sind und Stiche sehr selten beobachtet werden. Hummelbienen stechen nur zu, wenn es unbedingt notwendig ist und sie im Bewegungsablauf eingeschränkt werden.
Die Einteilung in Hummelarten:
Je nach Hummelart kann sich die Farbgebung unterscheiden. Die Farbgebung ist sehr spezifisch und lässt die Einteilung der Hummelbienen in unterschiedliche Klassen zu.
Eine detailliertere Unterscheidung der Arten finden Sie auf hier.
Der Lebenszyklus von Hummelbienen:
Mit den ersten warmen Sonnenstrahlen im Frühjahr erwachen die Jungköniginnen aus dem letzten Jahr zum Leben. In einer Tiefe von etwa 20cm unter der Erdoberfläche haben sie sich für die Winterstarre einquartiert. Nach dem Erwachen, geht die frische Hummelkönigin auf Nahrungssuche um Kräften zu mobilisieren.
Sie steuert dabei die ersten Blüten des Frühlings an, noch bevor ihre Artgenossen sie anfliegen. Nach einem Nektarbad geht die Hummelkönigin auf ihre erste Mission, die Suche eines geeigneten Nistplatzes. Im Gegensatz zu Honigbienen, gründet eine Hummelkönigin jedes Jahr ein neues Volk. Je nach Art werden Erdlöcher, Vogelnistkästen, Baumhohlräume oder andere leerstehende Hohlräume aufgesucht.
Gründung des Hummelstaat:
Hat die Hummelkönigin einen Nistplatz gefunden, richtet sie sich darin ein. Sie legt ein Honigtöpfchen mit Nektar als Vorrat an. Im Gegensatz zu Bienen, baut eine Hummel keine Wabenstruktur auf. Ihre Baupläne sehen näpfchenähnliche Formen vor, in die sie ihre Eier legt. Pro Näpfchen werden etwa 5 bis 15 Eier gelegt, aus denen bereits nach wenigen Tagen erste Larven schlüpfen.
Viele Hummelbienen gelten als sozial lebende Bienenarten, daher wird von ihnen auch eine hohe Arbeitsteilung gelebt. Hummelköniginnen übernehmen bei der Staatgründung die Eiproduktion und die Brutpflege. Dabei gilt sie als sehr fürsorgliches Staatsoberhaupt und überprüft jedes einzelne Ei auf Beschädigungen. Mit ihrem Körper wärmt sie die Eier bis auf 35 Grad Celsius auf. Im Hummelbau herrschen stets mindestens 30 Grad Celsius, somit benötigen sie weniger Wärmeenergie als Honigbienen, die auf ein konstantes Klima von 35°C angewiesen sind.
Das folgende Kurzvideo gibt einen hervorragenden Einblick in das Leben im Hummelbau:
Die gesammte Doku findest du HIER auf Youtube!
Die Aufzucht und Entwicklung von Hummellarven:
Die geschlüpften Larven, werden gut versorgt, wachsen heran und verpuppen sich bereits nach 5-15 Tagen. Nach einer Verpuppungszeit von weiteren 20 Tagen, in der die Metamorphose zur Hummel stattfindet, befreien sich die ausgereiften Tiere aus ihrem Kokon.
Ein weiterer Unterschied zur Honigbiene liegt im Entwicklungsstatus nach der Verpuppung. Honigbienen sind nach der Verpuppung vollends entwickelt und wachsen nicht mehr. Frisch geschlüpfte Hummelbienen sind anfangs noch feucht, farblos und ohne Flügel. Im warmen Hummelbau, entwickeln sie sich aber recht schnell.
Dann beginnen die Arbeiterinnen auch schon direkt mit der Nahrungssuche. Als soziale Wildbiene sammeln Hummeln auch Nektar und Pollen. Während die Arbeiterinnen stets für Nektar und Pollennachschub sorgen, konzentriert sich die Königin auf die Eiablage. Ein ausgewachsenes Hummelvolk umfasst meist mehrere hundert Arbeiterbienen. Da der Nektarvorrat nur für kurze Zeit ausreicht, sind die pelzigen Wildbienen stets auf blühende Blumenteppiche angewiesen. Der Nektar dient lediglich für den Eigengebrauch und die Brutaufzucht.
Die Aufzucht von neuen Hummelköniginnen:
Im Spätsommer kommt es meist zu Aufständen im Hummelvolk. Die Arbeiterinnen rebellieren im Hummelbau gegen die eigene Königin und greifen diese an. Sie wird attackiert und gestochen, bis sie zuletzt stirbt. Eine Verhaltensweise, die im ersten Augenblick nicht zur friedfertigen Hummel passt. Allerdings geht es im Tierreich meistens um den Erhalt der Art, Verhalten wie diese sind daher keine Seltenheit.
Eier, welche Jungköniginnen enthalten wurden bereits produziert und warten auf dessen Ausreifung. Sind die Jungköniginnen voll ausgebildet, schwärmen sie aus dem Hummelbau aus und paaren sich mit männlichen Drohnen. Nach einer erfolgreichen Paarung tragen die Königinnen ein Samenpaket mit sich herum und bewahren es auf. Durch den Einbruch der kälteren Jahreszeit, gehen die befruchteten Hummelköniginnen dazu über sich ein Winterdomizil zu suchen. Der Lebenszyklus der Hummel beginnt an diesem Punkt von vorne. Überlebt die Hummelkönigin den Winter, geht sie im nächsten Jahr an die Staatengründung. Die Arbeiterinnen und männlichen Drohnen sterben ab, sobald es keine Blüten mehr gibt, die sie ernähren. Der natürliche Lebenszyklus eines Hummelvolks liegt somit bei einem Jahr.
Kommunikation unter Hummeln
Die Bedeutung von Pheromonen:
Hummelbienen kommunizieren überwiegend mittels Pheromonen. Mithilfe dieser Duftstoffe, welche die Hummelkönigin aussendet, folgen ihr die Arbeiterinnen und nehmen ihren Platz in der Rangordnung ein.
Pheromone kommen zum Einsatz, um die Produktion von Larven zu steuern. Durch die Zugabe von Chemischen Duftstoffen zur Eiablage, lässt sich von der Hummelkönigin gezielt steuern, dass weibliche Jungtiere sich nicht zu jungen Königinnen entwickeln Überschreitet die Altkönigin ein gewisses Alter stellt ihr Körper die Produktion dieses Pheromons ein. Ab diesem Zeitpunkt können sich befruchtete Eier zu weiteren Jungköniginnen entwickeln.
Die Kommunikation über Tanzformen:
Hummeln nutzen in ihrem Volk nicht den Schwänzeltanz wie Honigbienen zur Übertragung von Informationen. Sie weisen andere spezielle Tanzverhalten auf, deren Bedeutung nicht vollkommen erschlossen wurde. Kommt eine Hummel von einem erfolgreichen Sammelflug in den Hummelbau zurück, entleert diese nicht sofort ihren Honigmagen. Sie beginnt sofort mit einem chaotischen Tanz durch das Nest. Im Gegensatz zu den Tanzformen der Honigbiene sind hier keine Muster erkennbar. Die Bewegungsabfolge weist lediglich eine stark erhöhte Bewegungsfrequenz auf.
Nach Beendigung ihrer Choreografie entleert die Hummel ihren Honigmagen und andere im Nest befindliche Hummeln kosten von dem Nektar. Dieses Ritual erinnert an das Verhalten der Sammlerbienen im Honigbienenstaat. Durch kleine Nahrungspakete und Duftstoffe möchte diese andere Stockbienen von der Futterquelle überzeugen.
Durch die erfolgreiche Prüfung der Nektarqualität werden andere Hummelbienen selbst zum Sammeln des Nektar angeregt. Wie man heute weiß, hat die wilde und chaotische Tanzweise der Hummel einen weiteren Hintergrund. Durch die rasche Bewegung gewährleistet die Hummel eine optimale Verteilung von Botenstoffen im Hummelbau. Diese Botenstoffe sind Ocimene, E,E-Farnesol, sowie Eucalyptol. Sie sind verantwortlichen, dass die restlichen Hummeln zum Sammeln von Nektar angeregt werden. In diesem Fall handelt es sich um die Kombination von Tanzformen und Pheromonen. Allerdings ist die Tanzform hier ohne Informationsgehalt. Im Vergleich zu Honigbienen erhalten die Hummelbienen keinen exakten Lageplan der erschlossenen Nektarquelle.
Die Orientierung von Hummelbienen:
Hummeln nutzen das Erdmagnetfeld für ihre Navigation und Orientierung. Dies funktioniert so gut, dass Hummeln sogar im Dunkeln gezielt bereits entdeckte Futterquellen ansteuern können. Die präzise Orientierung ist über lebenswichtig, da die geschäftigen Tierchen 18 Stunden am Tag mit dem Sammeln von Pollen und Nektar zu tragen.
Zusätzlich orientieren sich Hummelbienen stark am Licht und Farben. Hummeln haben einer der besten und schnellsten Farbwahrnehmungen im Tierreich. Sie ist in etwa doppelt so schnell wie beim Menschen. In Kombination mit ihrer exzellenten Duftwahrnehmung verschiedener Blüten, können sie sich perfekt in ihrer Umgebung zurechtfinden.
Nutzen von Hummelbienen:
Die Bestäubungsleistung der Hummel:
Da Hummeln nahezu den ganzen mit der Nektarsuche verbringen, haben sie eine tragende Rolle in der Bestäubung von Pflanzen. Durch ihre Größe und hohe zeitliche Arbeitsleistung ernten Hummeln im Durchschnitt 12mal mehr Honig als Honigbienen. Sie fliegen etwa 5mal mehr Blüten je Tag an als ihre direkten honigproduzierenden Artgenossen. Die pelzige Wildbiene gilt als effizientester Bestäuber im Tierreich. Durch diese hohe Arbeitsleistung, haben sie einen hohen Nahrungsbedarf von etwa 150 Milligramm Zucker am Tag.
Über 100 Obst- und Gemüsesorten sind unmittelbar von der Bestäubungsleistung von Hummelbienen abhängig.
Hummeln benötigen ertragsreiche Blüten:
Ein Mysterium, dass es jedes Jahr zu betrauen gibt ist, dass eine große Anzahl an toten Hummeln unter Lindenbäumen liegen. Warum scheint gerade der Lindenbaum für ein hohes Sterben an Hummelbienen verantwortlich zu sein?
Die Antwort ist ganz einfach. Im Spätsommer stehen den Hummeln nicht mehr viele Blüten zur Verfügung. Die Linde blüht zu dieser Zeit und lockt scharenweise Hummelbienen über Duftstoffe und dessen Farbgebung an. Die ahnungslosen Insekten halten das reichhaltige Buffet für eine willkommene Nahrungsquelle. Allerdings trügt der Schein, denn die Blüten der Linde enthalten vergleichsweise nur sehr wenig Nektar. Die Nektarsuche ist somit energieaufwändiger als der Ertrag durch Nektar. Die negative Energiebilanz sorgt dafür, dass Hummeln an Kraftmangel sterben und zu Boden stürzen. Gerade die Hummel wird Opfer dieser Überanstrengung, da die fülligen Pelzbienen im Vergleich zu Honigbienen einen weitaus höheren Energieverbrauch aufweisen.
Bedrohungen für die Hummel:
Bei den Bedrohungen von Hummeln lassen sich grundsätzlich zwei Arten ausmachen. Neben natürlichen Feinden stellen hauptsächlich menschengeschaffene Faktoren eine existenzielle Bedrohung dar.
Da die Hummel auch zu denen Wildbienen zählt sind die Bedrohungen im Artikel zur Wildbiene detailliert beschrieben.
Exzessive Landwirtschaft und damit einhergehende Monokulturen sind am Artensterben der Hummel grundlegend beteiligt. Durch ihre Lebensweise, bei denen sie kaum Vorräte an Nektar anhäufen, sind Hummeln besonders auf ganzjährig blühende Pflanzen angewiesen. Bietet die Umgebung eines Hummelbaus keine erlesende Auswahl an Früh- und Spätblühern, hat das Volk schlechte Überlebenschancen.
Schützen wir unsere Hummeln vor dem Aussterben!
Die schwindende Hummelpopulation ist direkt auf menschliche Eingriffe zurückzuführen. Die Zerstörung von Lebensräumen, der Einsatz von Pestiziden und der Klimawandel stellen eine ernsthafte Bedrohung für Hummeln dar. Als unverzichtbare Bestäuber tragen sie maßgeblich zur Aufrechterhaltung unserer Ökosysteme und Nahrungsmittelproduktion bei. Der Schutz dieser faszinierenden Insekten hat oberste Priorität. In zahlreichen Regionen drohen empfindliche Bußgelder für das Töten von Hummeln, um das Überleben dieser gefährdeten Spezies zu sichern. Hier erfährst du mehr über die Bußgelder, die drohen, wenn man Hummeln tötet oder sie gefährdet.
Hochspezialisierte Arten sind stärker bedroht:
Einige Hummelarten sich auf spezielle Blüten so angepasst, dass es zu einer Abhängigkeit von Pflanze und Tier kommt. Diese Arten werden auch als oligolektische oder monolektische Arten bezeichnet. Zum Thema Oligolektie sind wir bereits detailliert eingegangen. Bienen mit dieser Ernährungsweise haben sich auf nur wenige Pflanzen spezialisiert und sind von diesen stark abhängig. Monolektische Wildbienen sind eine Steigerung des oligolektischen Essverhalten, denn sie sind nur auf eine einzige Blüte spezialisiert.
Ein gutes Beispiel ist hier der Eisenhut und die Eisenhuthummel. Die Blüte des Eisenhuts hat ihren Nektar tief in der Blüte versteckt, sodass viele Insekten ihn nicht erreichen. Im Laufe der Evolution hat sich der Rüssel der Eisenhuthummel verlängert. Durch diese Anpassung sind die Eisenhuthummeln die einzigen Bestäuber, die den Nektar der tiefen Eisenhutblüten erreichen. So ist zum einen die Hummel vom Eisenhut abhängig, da sie ihr die Nahrung liefert. Andererseits ist der Eisenhut auch von der Hummel abhängig, da nur sie als Bestäuber in Frage kommt. Stirbt einer der beiden Parteien aus, so bedeutet es gleichzeitig das Aussterben des Evolutionspartners.
Das emsige Treiben zur Bestäubung von Blüten hat der Hummel einen ehrenhaften Titel eingebracht. So schätzen Gärtner ihre Anwesenheit. Die Erträge von Obst und Gemüseplantagen, aber auch im heimischen Privatgärten, sind deutlich höher, wenn Hummeln dort zu Gange sind.
Die Hummel ist wohl einer der meist unterschätzten Artgenossen der Biene, daher gilt es auch für die Hummel einen privaten Beitrag zum Erhalt dieser kleinen und fülligen Bienchen zu leisten!